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Archiv, Musik

Electric Daisy Carnival in Las Vegas – Fixgröße der US-Festivals

daisy carnival

 Eigentlich war das Festival einst so etwas wie ein zeremonielles Ritual, um Religion und Staat zu befeiern und zu besingen. Diese Traditionen sind in den letzten Jahrhunderten ein bisschen verkommen, wenn man das so behaupten kann: statt politischer oder spiritueller Motive zählt meist eher der Hedonismus, also quasi genau das Gegenteil. Das Musikfestival gilt als Institution außerhalb des Systems: für Augen und Ohren zugleich ein Fest, aber auch ein Ausflug. In Deutschland gibt es kaum ein Festival, das nicht von seinen chaotischen Zeltplätzen lebt.

 Dabei ist das Musikfestival, wie man es heute kennt, in den USA entstanden. Tanglewood hieß das erste seiner Art und findet seit 1937 bis heute noch statt. Das Festival in Massachussets ist allerdings nicht weit verbreitet in den Medien, weil es ein Symphonie-, Chor- und Klassikfestival ist. Legendär hingegen ist das erste Musikfestival, dass auch über die USA hinaus Schlagzeilen gemacht hat und bis heute als Meilenstein in der Geschichte der Rock- und Popmusik gilt: Woodstock. An einem verregneten Wochenende im Sommer des politisch aufgeladenen Jahres 1969 wurde in der Nähe von New York ein unglaubliches Line Up der größten Stars des Rock’n’Rolls seiner Zeit geboten: Jimmy Hendrix, Janis Joplin, The Who – nur um einige zu nennen – traten dort vor knapp 500.000 Besuchern auf. Diese Hippie-Mentalität lebt nun in jedem Festival der USA weiter, doch nie hat es eines geschafft, diese Reputation aufzugreifen.

Mittlerweile gibt es wahrscheinlich mehr Musikfestival, als man zählen könnten. Zu den größten gehört etwa das SXSW – South By Southwest – Festival in Austin, das sich von einem Musikfestival zu einem intermedialen Konferenz- und Musikaustausch entwickelt hat. Weil es sich über die ganze Stadt und über alle verfügbaren Venues und Locations verbreitet, ist es kein Festival im ursprünglichen Sinne. Es geht über 10 Tage und zieht mehr Menschen an als jedes andere Festival weltweit.

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Für den “authentischen” Geschmack gibt es das Coachella Festival in San Francisco. Das Festival ist mittlerweile so beliebt bei den Besuchern, dass es gleich an zwei Wochenenden hintereinander stattfindet – mit identischem Lineup, damit mehr Besucher in den Genuß der Musik kommen. Das Coachella besticht vor allem durch die Wahl der Acts, die dort auftreten: fast alles, was Rang und Namen hat, egal ob Pop, Hip Hop oder Rock, steht dort auf der Bühne und begeistert das Publikum.

 Zu den größten Festivals gesellt sich nun auch der Electric Daisy Carnival. Dieses Festival hat sich dank der wachsenden Popularität elektronischer Musik in den USA regelrecht gemausert. Angefangen mit knapp 5000 Besuchern Ende der 90er in Los Angeles, werden nun jedes Jahr bis zu 300.000 Fans nach Las Vegas angezogen um den Rave ihres Lebens zu feiern. Alkohol, Menschen, Musik und der Morgenkater danach. Das Festival ist nun schon so populär, dass es über das ganze Jahr hinweg Ableger in Chicago, New York, Puerto Rico und diesjährig zum ersten Mal auch in London geschaffen hat.

Wer es etwas alternativer möchte und ein Festival sucht, dass den Ursprüngen gleicht, der sollte in die Wüste Nevadas wandern. Dort findet der Burning Man statt, ein unkommerzielles Fest, das sich nicht ausschließlich auf Musik konzentriert sondern auf die Teilnahme aller Besucher und ihr Selbstfindungs-Experiment. Am Ende der Festivalwoche wird ein hölzerner Mann verbrannt, das Markenzeichen des Festivals. Kein Event ist so aufgeladen mit Mythen und umrankt von spirituellem Subtext wie der Burning Man, welcher deshalb als ein Lebensziel für viele Amerikaner gilt.

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Bilder: Insomniac.com

 


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