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Druckerstau
Maschinenraum – Die Kolumne von Walter Gröbchen in Kooperation mit der „Presse am Sonntag” hörst Du jeden Sonntag um 14.30 Uhr auf LoungeFM. Diese Woche mit dem Thema: Und wieder ist ein Gerät in aller Munde: Der 3D-Drucker. Ab sofort angeblich unentbehrlich. Ein Anlass, sich auf die Dinge zu besinnen, die man sich wirklich wünscht.
„Die neueste Sau, die durchs Dorf getrieben wird, heißt „Big Data“. Schrieb ich vor gerade mal zwei Wochen. An dieser Stelle. Aber natürlich sind vierzehn Tage in der hocherhitzten, hypernervösen, news-hungrigen Medienwelt eine verdammt lange Zeit. Zu lang für unsere rapide sinkenden Aufmerksamkeitsspannen. Mittlerweile werden neue Säue im Stundentakt durch neue Dörfer getrieben, deren Namen man sich gar nicht mehr zu merken braucht. Einfach, weil sie gleich wieder durch noch neuere ersetzt werden. Bücher zu aktuellen Technik-Entwicklungen z.B. (und ich meine richtige „alte“ Bücher aus Papier, Rudi Klausnitzer wird mir den Hinweis verzeihen) brauche ich erst gar nicht aus der Buchhandlung oder vom Postamt abholen. Denn: Sie sind in der Sekunde veraltet, in der sie die Druckerei verlassen.
Ein Thema aber hält sich mit erstaunlicher Hartnäckigkeit: 3D-Drucker. Es gilt unter Futuristen, Nerds, Science Fiction-Fans und sonstigen Zukunftsgläubigen als ausgemacht, dass uns diese Wundermaschinen eine Alltags-Revolution bescheren werden. Und zwar bald schon. Quasi morgen. Selbst US-Präsident Barack Obama und das New Yorker Museum of Modern Art glauben daran. Sagt jedenfalls die “Kronenzeitung”.
Man muß sich das so vorstellen: Per Computer erstellt man eine „Bauanleitung“ für dreidimensionale Objekte (oder lädt sie sich – legal, illegal, scheißegal – aus dem Netz runter), leitet die Informationen an den Drucker weiter und der legt los. Statt Tinte oder Druckerschwärze in Pulverform ist es hier erhitz- und formbares Material von der Plastikspule, Kostenpunkt: ca. 30 Euro / Kilogramm. Das gibt es in allen erdenklichen Farben. Und, ratzfatz!, fällt die gewünschte Schraube, das dringend notwendige Ersatzteil oder der spontan georderte Modeschmuck aus dem Printerschacht.
Langsam werden diese sagenumwitterten 3D-Maschinen – auch Lego hat schon ein Modell am Start – auch für Hobbybastler erschwinglich. Der „MakerBot Replicator 2“ etwa – für 2250 Euro wohlfeil – ist ein Drucker, der im Gegensatz zu Profigeräten tatsächlich „recht günstig“ erscheint, so das kundige Magazin „c’t Hacks“. Eine Trillerpfeife z.B. lasse sich so für 30 Cent produzieren. Wenn man denn die Druckerkosten selbst nicht einrechnet, wage ich als gestrenger Kostenrechner einzuwenden.
Wer aber braucht schon Trillerpfeifen? Im Moment geht ein wenig die Phantasie mit den Jüngerinnen & Jüngern des Digitalzeitalters durch. Radieschen, Schokoladeosterhasen oder eine Brise Frühling wär’s, was man sich wünschen würde. Oder ein saftiger Sonntagsbraten. Selbst die Meldung, dass demnächst ganze Autos aus 3D-Druckern purzeln sollen, lässt meine Skepsis nicht schrumpfen. Der Prototyp hat fünfzig – noch zusammenzubauende – Einzelteile. Und braucht etwa 2500 Stunden für den Ausdruck. Herrje.
Bild: Flickr/CreativeTools